Herbert Rosendorfer nähert sich Richard Wagner und der Musik auf dem Grünen Hügel mit einem frechen Blick. Er erzählt von Beschuhten und Unbeschuhten Wagnerianern, einem schuldlos schuldigen Lebemann und allzu menschlichen Göttern. Keine falsche Ehrfurcht vor Bayreuth wird hier gepflegt, sondern Leben und Werk Wagners tiefgründig und amüsant beleuchtet.
Ohne Zweifel ist Wagner eine der faszinierendsten Erscheinungen seines Jahrhunderts, freilich gerade wegen seiner Widersprüche in sich, und ich muß gestehen, daß mich diese Faszination nicht losläßt. Auf dem Fundament historisch genau recherchierter Fakten nimmt sich der große Geschichtenerzähler Rosendorfer die Freiheit, das Leben und Werk Richard Wagners mit pointierter Feder zu beschreiben
Schwierige Themen wie Wagners rassistisch begründeter Antisemitismus und seine Wirkung auf die Nazis werden ebenso wenig ausgeklammert wie der Lebemann Wagner, der seine Gagen schon genußvoll ausgab, bevor er sie erhalten hatte, und der nie aufhörte, sich für weibliche Schönheiten zu begeistern. Besonders faszinierend ist Rosendorfers Auseinandersetzung mit den Werken Wagners, ihren übergeordneten Themen und seine dabei ganz und gar unwagnerianischen Fragestellungen.
Ein Buch für Kenner und Kritiker, aber auch ein amüsantes und geistreiches Lesevergnügen für unbedarfte Leser, die den Herrscher und die Klänge des Festspielhügels von einer anderen Warte kennenlernen wollen.